Szenografie-Workshop SOMETHING BLUE – Kunst der Zukunft

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Sa 15.06. – Do 20.06.24

Unsere Nachhaltigkeitsworkshops gehen in die vierte – und letzte – Runde!

Unsere Nachhaltigkeitsworkshops gehen in die vierte – und letzte – Runde!

Das zukünftige Pina Bausch Zentrum und der Szenografie-Bund laden in Kooperation mit dem Wuppertal Institut nach drei erfolgreichen Workshops zum vierten und letzten der Reihe ein. Zentrales Thema ist Nachhaltigkeit in Bühnen- und Kostümbild & Raum – SOMETHING OLD, SOMETHING NEW, SOMETHING BORROWED, SOMETHING BLUE.

Wann: 15. Juni bis 20. Juni 2024
Ort: Schauspielhaus und Pina Bausch Zentrum, Bundesallee 260, Wuppertal

Das genaue Programm finden sie hier.

Das Programm richtet sich an Szenograf*innen, interessierte Theaterschaffende, an Nachhaltigkeitsmanager*innen und anderen Expert*innen aus Kunst, Technik, Design, Architektur, Wissenschaft und Handwerk, die sich mehr Austausch und Wissen wünschen. Eine Bereitschaft zur konzeptuellen Arbeit und Diskussion, Lektüre und experimentellen Spiel sollten mitgebracht werden. Der Workshop wird in deutscher Sprache durchgeführt.

Die fünftägige Residenz SOMETHING BLUE – Kunst der Zukunft bietet Raum für Reflexion und Austausch über die großen Fragen, die sich stellen, wenn im Kleinen, im alltäglichen Schaffen, nachhaltig gearbeitet werden soll: Welche Szenografie eine nachhaltige Zukunft braucht bzw. eine Gegenwart, die dies werden will? Und was brauchen heutige Szenograf:innen, um zu Szenograf:innen einer solchen Zukunft zu werden? Darüber hinaus wollen wir über die konzeptuelle Dimension szenografischer Arbeit austauschen: Welche Ideen, Vorstellungen und Begriffe prägen ihren Zugang und drücken sich in ihr aus? Welche Wechselwirkungen bestehen zwischen Szenografie und ihren künstlerischen und nicht-künstlerischen Umwelten? Wie ließen sich die Ansprüche von Ökologie, Klima- und Ressourcenschonung als künstlerische Impulse produktiv machen? Nachhaltigkeit wird oft als eine Einschränkung des künstlerischen Erfindungsreichtums und der kreativen Gestaltungsfreiheit betrachtet. Der Workshop fragt nach anderen, komplexeren Wegen, die Ökologien raumbildender Praktiken mit umgebenden Ökologien zu verknüpfen.

Ausgangspunkt der gemeinsamen Recherche in diversen künstlerisch-diskursiven Formaten bilden die ‚blauen‘ Elemente Luft und Wasser in ihren ästhetischen, philosophischen und ökopolitischen Bedeutungen. Welche Rolle spielen diese zugleich flüchtigen und gravierenden Stoffe einerseits in der künstlerischen und betrieblichen Praxis des Theaters und andererseits in lebenserhaltenden Erdsystemen und ihrer Bewahrung?

Der Workshop wird angeleitet von Melanie Sehgal und Maximilian Haas und rückt den Fokus auf das (spiel-basierte) Gespräch, die gemeinsame Lektüre, den professionellen Austausch, die Auseinandersetzung mit künstlerischen Arbeiten und Arbeitsweisen sowie auf räumliche Experimente. Als künstlerische Methode zur Sondierung der Bedeutungen von Luft und Wasser kommt das ‚Spectrodrama‘ des Bauhaus-Bühnenbildners Xanti Schawinsky (1904–1979) zum Einsatz. Philosophische Denkweisen verbinden sich so mit künstlerischen Praktiken zur Erschließung von ökologisch tragfähigen und ästhetisch spannenden Zukünften der Szenografie wie der performativen Künste überhaupt.

Speziell an zwei Abenden öffnen wir das Workshop-Programm für Sie und laden Sie herzlich ein: Am 15.06. um 19 Uhr zum Online-Screening der Videoarbeit „Ge” des Videokünstlers Asad Raza. Und am 18.06. um 17 Uhr zu dem Vortrag „Earth on/as Stage” von Frédérique Aït-Touati. Beide Veranstaltungen finden im Schauspielhaus statt.

Einen weiteren Input erhalten die Teilnehmer*innen von Jacqueline Klingen und Madeleine Raabe vom Wuppertal Institut. Mit ihrem Vortrag „Planetare Grenzen im Kontext Gerechtigkeit und Klimaanpassung” gehen sie auf die wissenschaftlichen Perspektiven des Klimawandels ein und stehen für ein gemeinsames Gespräch zur Verfügung. Zur Frage, wie wissenschaftliche Erkenntnisse auf die konkrete Arbeit im Theaterkontext angewendet werden können und wie projektbezogene Klimabilanzen funktionieren, spricht Rebecca Heinzelmann, Fonds Zero.

Abgerundet wird der Workshop „Something Blue” durch eine Yoga-Session und Bewegungspraxis, die Isabella D’Angelo, Philosophin und Yogalehrerin, mit den Teilnehmer*innen durchführt und dabei Bezug nimmt auf die blauen Elemente Luft und Wasser im Kontext des eigenen Körpers.

Zum Abschluss findet am 20.06. um 10 Uhr der „Frühstücks-Dialog: Kunst trifft Wissenschaft” statt. Bei Kaffee und Croissants treffen Szenograf*innen und Mitarbeitende des Wuppertal Instituts in informeller Atmosphäre für einen Austausch zu Herangehensweisen und Methoden der Wissenschaften und der Künste aufeinander. Wer als Wissenschaftler*in teilnehmen möchte, kann sich bis 14.06. hier anmelden.

Die Workshops werden innerhalb des Projekts „Das Pina Bausch Zentrum als ganzheitlich nachhaltiger Ansatz“ in Kooperation mit dem Wuppertal Institut realisiert. Gefördert im Programm Zero – Klimaneutrale Kunst- und Kulturprojekte der Kulturstiftung des Bundes. Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Weitere Förderer sind das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen und die Stadtsparkasse Wuppertal. Das Pina Bausch Zentrum ist ein Projekt der Stadt Wuppertal, gefördert durch das Land Nordrhein-Westfalen und die Beauftragte des Bundes für Kultur und Medien, in Zusammenarbeit mit dem Tanztheater Wuppertal Pina Bausch und der Pina Bausch Foundation.

Melanie Sehgal ist Philosophin und forscht zu den kulturellen Dimensionen der ökologischen Krisen aus prozessphilosophischer Perspektive. Zu ihren Publikationen gehören „Eine situierte Metaphysik. Empirismus und Spekulation bei William James und Alfred North Whitehead“ (Konstanz University Press 20216) und der gemeinsam mit Alex Wilkie herausgegebene Band „More-than-Human Aesthetics. Venturing Beyond the Bifurcation of Nature“ (Bristol University Press 2024). Gemeinsam mit der Künstlerin Alex Martinis Roe hat sie von 2015-2019 die transdisziplinäre Arbeitsgruppe FORMATIONS geleitet. Seit April 2021 ist sie wissenschaftliche Geschäftsführerin des Instituts für Grundlagenforschung zur Philosophiegeschichte an der Bergischen Universität Wuppertal.

Maximilian Haas ist Theaterwissenschaftler und Dramaturg, derzeit Gastprofessor an der Universität der Künste Berlin. Zuletzt erschienene Bücher: „Tiere auf der Bühne: Eine ästhetische Ökologie der Performance“ (Kadmos 2018), „How to Relate: Wissen, Künste, Praktiken“ (Transcript 2021), „Schöpfen und Erschöpfen“, Maja Göpel und Eva von Redecker (Matthes und Seitz 2022) sowie „Performing Climate Action(s): Ethik, Probleme und Ansätze nachhaltiger Produktionsweisen und ihrer Förderung in den Freien Darstellenden Künsten“ (Transcript 2022). www.maximilianhaas.info

Asad Razas künstlerische Praxis steht für einen partizipatorischen und performativen Ansatz, der Installationen, Schreiben, Kuratieren, Dramaturgie, Filmemachen sowie Vermittlung umfasst und die Auseinandersetzung mit allen menschlichen Sinnen sucht. Dabei stehen oft lokale Ökosysteme und planetarische Ökologien im Mittelpunkt. Seine jüngsten Ausstellungen und anspruchsvollen Kunstprojekte im öffentlichen Raum – wie „Diversion“ (2022, Kunsthalle Portikus, Frankfurt), „Absorption“ (2019, Kaldor Public Art Projects, Sydney; Gropius Bau, Berlin; Ruhrtriennale, Essen) und „Root sequence. Mother tongue“ (2017 Whitney Biennale, New York; Rockbund Museum, Shanghai; Sifang Museum, Nanjing; TU Galerie, Dresden) – beinhalten alle sowohl geskriptete als auch improvisierte Interaktionen mit natürlichen Materialien. Diese Verflechtung zwischen Menschen und ihrer Umgebung ist der Kern seines Ansatzes.

Frédérique Aït-Touati ist Regisseurin und Wissenschaftshistorikerin am Centre national de la recherche scientifique in Paris (CNRS). Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf dem Verhältnis von Fiktion und Wissen in Gegenwart und Vergangenheit. Von 2011 bis 2014 leitete sie den Gaïa Global Circus. In diesem Rahmen entstanden ein Theaterstück sowie Konferenz-Performances und Installationen. 2015 kuratierte sie mit Bruno Latour und Philippe Quesne am Théâtre Nanterre-Amandiers die Simulation der Pariser Weltklimakonferenz COP21. Von 2016 und 2020 entwickelte sie mit Latour und ihrer Compagnie Zone Critique die „Terrestrial Trilogy“, die mit theatralen Mitteln das Verhältnis der Menschen zu ihrem Planeten erforschte. Ihre Stücke wurden zudem bei den Berliner Festspielen, beim Crossing the Lines Festival in New York, am Kaaitheatre in Brüssel, am Théâtre National de la Criée in Marseille, am Centre Pompidou und am Théâtre de l'Odéon in Paris aufgeführt. Zu ihren Büchern gehören „Contes de la Lune” (2011), „Fictions of the Cosmos: Science and Literature in the Seventeenth Century” (2011), „Terra Forma” (2019), „Trilogie Terrestre” (2016-2022) und „Théâtres du monde” (2024).

Isabella D’Angelo ist Philosophin und Yogalehrerin. Nach vielen Jahren eigener Yoga-Praxis hat sie 2020 bei Wanda Badwal ihre Ausbildung zur Traditionellen und Tantrischen Hatha Yogalehrerin abgeschlossen und unterrichtet seitdem nebenberuflich. In ihren Stunden liegt ihr vor allem am Herzen, ihren Schüler:innen zugänglich und alltagsnah zu vermitteln, wie kraftvoll und wirksam sich der Einklang von Körper und Geist auf das Leben abseits der Yogamatte auswirken.

Jacqueline Klingen ist seit Juli 2023 als Researcherin am Wuppertal Institut tätig. Seit 2019 arbeitete sie als wissenschaftliche Hilfskraft im Forschungsbereich Sektoren und Technologien am Wuppertal Institut. Sie hat einen International Master of Environmental Science von der Universität zu Köln und einen Bachelor in Wirtschaftspsychologie von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg mit einem Auslandssemester an der Kyungpook National University in Südkorea. Ihre aktuelle Arbeit konzentriert sich auf die sozial-ökologische Transformation von Energiesystemen und -technologien, ökologische Renaturierung und Rekultivierung, Green Economy und nachhaltige Lieferketten. Sie hat unter anderem an Forschungsarbeiten zur Dekarbonisierung der Industrie und des Verkehrs in Deutschland mitgearbeitet.

Madeleine Raabe ist seit Februar 2022 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Wuppertal Institut. Zuvor arbeitete sie als Spezialistin für kommunale Klimawandel- und Klimaanpassungsprogramme bei der Engagement Global gGmbH in Bonn. Sie hat einen Masterabschluss in Politikwissenschaft und ihre aktuelle Forschung am Wuppertal Institut konzentriert sich auf den Zugang zu Energie in Ländern des Globalen Südens, hauptsächlich in ländlichen Gebieten. Madeleine ist leidenschaftlich an wirkungsorientierter Forschung und Projektumsetzung, transdisziplinären Forschungsprojekten und der Stärkung von Menschen und Gemeinschaften als Treiber gerechter Energiewenden zur Förderung nachhaltiger Entwicklung interessiert.