„FRAGILE – Festival for young changemakers“ – mit spannenden internationalen TanzMusikTheaterproduktionen, der GRUNCHY VILLA und dem Projekt Symbiosen von raumlaborberlin und Raul Walch fand das erste Festival FRAGILE vom 20. September bis zum 1. Oktober 2023 zu Perspektiven der Nachhaltigkeit im Wuppertaler Schauspielhaus und zukünftigen Pina Bausch Zentrum statt. Dazu gab es ein umfassendes „Humus“-Begleitprogramm von der Fahrradreparaturwerkstatt der Mirker Schrauba bis zum Insektenhotelbau und Upcycling.

Rund 90 internationale Künstler*innen waren zu Gast in Wuppertal, u.a. aus Frankreich, Argentinien, Italien, Mali, Kamerun, von der Elfenbeinküste, Togo, Ruanda, Spanien, Chile, Belgien und Deutschland. Auf unterschiedliche Weise haben sie Themen der ökologischen, ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeit reflektiert. Das Schauspielhaus und der Vorplatz haben sich in ein großes Forum verwandelt. Viele Menschen haben über Werte, Perspektiven und Fragen der globalen Verantwortung diskutiert. Zum Abschluss des Festivals FRAGILE wird der Apfelbaum aus der Aktion 7000 Setzlinge von Performance 4 Future am Schauspielhaus gepflanzt. „Wir haben ein großartiges und generationsübergreifendes Publikum erreicht, volle Vormittagsvorstellungen mit sehr diversen jungen Menschen, unterschiedlichste Schülergruppen, u.a. von den Berufskollegen und den JEKITS-Klassen der Musikschule. 15 junge Menschen von der Pina Bausch-Gesamtschule haben als Young Change Watchers alle Produktionen begleitet, die Publikums-Nachgespräche hervorragend moderiert und ihre Eindrücke in Bildern und Kollagen dokumentiert.‘‘ So Bettina Milz, Leiterin der Vorlaufphase des Pina Bausch Zentrums. Ausgewählt wurden die Stücke von einer Jury mit Mitgliedern von Fridays for Future Wuppertal, den Kurator*innen Melanie Zimmermann, Tobias Staab und Bettina Milz. Gefördert wurde das Festival im Programm Zero – Klimaneutrale Kunst- und Kulturprojekte der Kulturstiftung des Bundes. Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Weitere Förderer sind das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, das Goethe-Institut und die Sparkasse Wuppertal.

Das Pina Bausch Zentrum ist ein Projekt der Stadt Wuppertal, gefördert durch das Land Nordrhein-Westfalen und die Beauftragte des Bundes für Kultur und Medien, in Zusammenarbeit mit dem Tanztheater Wuppertal Pina Bausch und der Pina Bausch Foundation.

Die Resonanz war sehr positiv und auch emotional. So etwa, wenn die ganz jungen Tänzer*innen der Compagnie Dumanlé aus Abidjan mit Sacred Forest auf dem Vorplatz in einem sechs Meter hohen Zirkusgerüst die Geschichte eines bedrohten heiligen Waldes mit Urban Dance, Zirkus und Akrobatik vor vielen begeisterten Menschen erzählt haben. Die Schönheit der Wälder und ihre Bedeutung für unser Leben waren auch beim Audiowalk :hearing the unknown von studio s:o:m im Barmer Wald erfahrbar. Die Eröffnungsproduktion von Michèle Noiret aus Belgien hat kongenial Tanz und Film zu einer Hommage an die fragile Eigenart der Insekten verbunden. Das riesige gestrickten Korallenriff von Maraña in Organismo der Choreografin Paula Riquelme Orbenes hat alle Generationen mit CircusDance begeistert. In der afro-futuristischen Produktion PL3MONS der jungen belgischen Kompanie um Younes van der Broeck und Ramos Sama bevölkern außerirdische, parasitäre Kreaturen eine Welt der Zukunft und finden in Plastik einen Wirt, um auf der Erde Verwüstung und Zerstörung anzurichten. Die Pina Bausch Fellow Aïda Colmenero Dïaz und der kamerunische Bio-Architekt Angel Fulla reflektieren in Kolochi Baw die Konstruktion großer baulicher Errungenschaften der Menschheit, inspiriert durch die Geschichte des Baus der Djenné-Moschee in Mali, das größte Lehmgebäude im sudanesisch-sahelischen Baustil.

Der Austausch und das Forum zum Thema Nachhaltigkeit wurden intensiv genutzt. Mit dem Pavillon Symbiosen von raumlaborberlin, u.a. ausgezeichnet mit dem Goldenen Löwen der Biennale Venedig 2021, wurde das Areal vor dem Schauspielhaus endlich wieder belebt. Mit Unterstützung der AWG Abfallwirtschaftsgesellschaft Wuppertal haben rund 20 internationale Akteur*innen aus Kunst und Architektur einen Pavillon aus weggeworfenem Holz vom Sperrmüll gebaut. Zentral war bei diesen Punkten die Frage: Was ist Ressource, was ist Müll, wie gehen wir mit Werten um? In der Grunchy Villa fanden Workshops, Vor- und Nachgespräche statt, es wurden die Stühle der Vielfalt bemalt und Taschen aus alten Planen upgecycelt. Susann Tonne hat Altkleider zu großen bunten Sitzkissen verwandelt – der Webrahmen aus alten Fahrradspeichen. Dr. Holger Kreft von den Scientists4Future hat Nachhaltigkeit bei einer Reise nach Jerusalem spielerisch erkundet. Auch die eingerichtete Food-Sharing-Station und die Kleidertauschbörse wurden von vielen Menschen genutzt. Nicht zuletzt wurde mit den Wuppertaler DJanes Miss Mush Mush und Greta ausgiebig getanzt!

Im Community Space gab es Filmprogramm und Materialien des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie zum Reflektieren, Inspirieren und Entspannen. Mit Videoinstallationen wurden die Projekte Vintage Tanz von Annika Kompart und Letters from Wuppertal, die Dokumentation eines Tanzrauschen-Workshops mit der Choreografin Jo Parkes präsentiert.

Das Pina Bausch Zentrum soll ein zeitgenössischer, zur breiten Teilhabe einladender, ganztags offener Ort mit einem hohen Anspruch an Nachhaltigkeit werden. Die Nachhaltigkeitsstrategie wird in Kooperation mit dem Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie und dem Szenografie-Bund entwickelt. Das neue Festival FRAGILE – for young changemakers war ein wichtiger Schritt auf dem Weg – für junge Menschen und alle Generationen. Es wird das nächste Mal im September 2024 stattfinden.

Fotos ©: Caroline Schreer