Diskurs: Vom Verschwinden der Erinnerung

Thu 09.05.24, 17:00

Gesprächsrunde mit Ibou Diop und Mirjam Zadoff

Konzept und Moderation: Asal Dardan
Eintritt: 14 € / 8 €
Foyer Schauspielhaus, Bundesallee 260, Wuppertal

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Literaturbiennale zu Gast im Pina Bausch Zentrum

Durch die in den letzten Jahrzehnten etablierte Institutionalisierung des Gedenkens an die Opfer der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik stellen sich neue Fragen an die Funktionen des kollektiven Erinnerns. Was eine widerständige Arbeit von Betroffenen und Opfergruppen gegen das zuweilen gewalttätige Verdrängen und Vergessen der Dominanzkultur war, dient heute zur staatlichen Selbstvergewisserung und Identitätsstiftung. Die deutsche Gesellschaft hat sich allerdings pluralisiert und diversifiziert, was bedeutet, dass manche Bezugs- und Erfahrungsräume in diesen Prozessen ausgeblendet oder übergangen werden. Im Gespräch mit Ibou Diop und Mirjam Zadoff lässt sich fragen, wem das gesellschaftlich getragene Erinnern dient und wem es dienen sollte.

Ibou Diop ist Literaturwissenschaftler, Kurator und Dozent. Er veröffentlicht regelmäßig zur Literatur der Transkulturalität und zur Bedeutung der afrikanischen Literatur in der Welt von morgen. Für die Stiftung Stadtmuseum Berlin ist er in der Kompetenzstelle Dekolonisierung tätig.

Mirjam Zadoff studierte Geschichte und Judaistik. 2014 bis 2019 war sie Professorin für Jüdische Studien und Geschichte an der Indiana University Bloomington, seit 2018 leitet sie das Münchner NS-Dokumentationszentrum. Bei Hanser erschien zuletzt „Gewalt und Gedächtnis. Globale Erinnerung im 21. Jahrhundert‟ (2023). 


Diskurs bei der Literaturbiennale

Literatur ist immer auch ein Spiegel der Zeit, in der sie entsteht. Zumeist zeigen sich solche gesellschaftlichen und politischen Einflüsse nur implizit. Die Wuppertaler Literatur Biennale will manche Fragen jedoch auch explizit formulieren und im möglichst offenen Dialog erörtern. Gerade in der aktuellen Situation, in der Lagerdenken immer mehr um sich greift, ist es wichtig, einen solchen Raum zur Verfügung zu stellen. Deshalb gibt es das Format Diskurs. Die Autorin und Publizistin Asal Dardan hat dafür als Gastkuratorin zwei Gesprächsrunden konzipiert, die sie auch moderieren wird.

Vom Verschwinden der Erinnerung beschäftigt sich mit dem Blick zurück in die Vergangenheit, während Vom Verschwinden der Utopien sich der Frage stellt, welche positiven Zukunftsperspektiven uns überhaupt noch möglich sind. Zusammen zielen beide Veranstaltungen letztlich auf die Gegenwart, indem sie ein diskurvises Miteinander erproben, das heute so gefährdet ist wie lange nicht mehr.

Asal Dardan wuchs nach der Flucht ihrer Eltern aus dem Iran in Köln, Bonn und Aberdeen auf. Sie studierte Kulturwissenschaften in Hildesheim und Nahoststudien in Lund. 2020 erhielt sie den Caroline-Schlegel-Preis. Ihr erstes Buch, die Essaysammlung „Betrachtungen einer Barbarin‟ (2021), wurde für den Deutschen Sachbuchpreis und den Clemens-Brentano-Preis nominiert. 2024 gehört sie zur Jury für den Internationalen Literaturpreis des Hauses der Kulturen der Welt.